iPhone 15: Was USB-C gegenüber Lightning bringt

Seit über einem Jahrzehnt hat das iPhone eine Lightning-Buchse. Die 15er-Modelle wechseln nun zu USB-C. Was heißt das für die Anwender? Unser Ratgeber.

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Apple-Logo mit USB-C-Kabel

Apple-Logo mit USB-C-Kabel.

(Bild: kurgenc/Shutterstock.com)

Lesezeit: 7 Min.
Inhaltsverzeichnis

Auf seinem September-Event hat Apple neue iPhones vorgestellt, die erstmals einen USB-C-Anschluss besitzen. Wir klären, was das konkret bedeutet und geben Tipps für Zubehör.

Über den Lightning-Anschluss hatte Apple ein hohes Maß an Kontrolle: In den Steckern befindet sich ein Chip, mit dem das iOS-Gerät die Kommunikationsbedingungen aushandelt, bevor es zu einem weiteren Austausch von Daten oder Strom kommt. Kein anderer Hersteller durfte die Buchsen in seinen Smartphones oder Tablets verwenden und ein Zertifizierungsprogramm "Made for iPhone" (MFi) sollte die Einhaltung von Sicherheit und Standards gewährleisten.

All das gibt Apple mit dem Einsatz von USB-C in den neuen iPhones auf, denn USB-C ist ein industrieweiter Standard und Handshake-Chips in den Steckern sind nicht vorgesehen. Einstöpseln kann der Anwender alles Mögliche, für die Funktion garantiert Apple nicht mehr. Durch die weggefallene Hardware-Zertifizierung sparen die Hersteller Geld und auch kostengünstige Produkte aus dem PC-Handel kommen für den Einsatz infrage. Doch funktionieren sie auch?

2018 hat Apple USB-C bereits beim iPad eingeführt und mittlerweile alle Modellreihen darauf umgestellt. Es ist anzunehmen, dass sich der Wechsel beim iPhone genauso verhält wie bei den ersten iPads mit USB-C. Allerdings haben die neuesten iPad-Pro-Modelle (anders als die iPhones) bereits Thunderbolt, was zwar den gleichen Typ-C-Stecker benutzt, aber ein anderes Protokoll.

Bei den USB-C-Devices gibt es fünf Gruppen: Netzteile, Adapter, Eingabegeräte, Datenspeicher und Monitore. Die von Macs bekannten passiven wie aktiven Adapter, Hubs und Docks mit USB-C laufen nach unseren Erfahrungen alle auch am iPad und somit auch am iPhone 15. Ihre Aufgabe ist nicht nur das Umsetzen verschiedener Steckertypen, sie filtern auch nach Strom, Display- und Daten-Signalen. Thunderbolt-Docks hingegen dürften nicht funktionieren, außer zukünftige iPhones bekommen doch noch Thunderbolt.

USB-C am iPad.

USB-C-Geräte mit einer Ethernet-Buchse werden vermutlich ohne Installation weiterer Treiber die iPhones sofort ins LAN bringen: Nach dem Abschalten von WLAN in den iOS-Einstellungen wird die neue Verbindung ins Internet von Browser oder E-Mail-Client automatisch genutzt.

Auch USB-Tastaturen, Mäuse, Audio-Interfaces, Keyboards und Datenspeicher wie USB-Sticks, Speicherkartenleser, externe SSDs und Festplatten dürften funktionieren, sofern sie nicht zu viel Strom brauchen oder über ein eigenes Netzteil verfügen. Die Dateien-App gibt es auf dem iPhone ja schon länger.

Das theoretische Maximum bei der Datenübertragung der iPhones liegt bei Lightning bei rund 43 MByte/s, da nicht mehr als USB 2.0 möglich war (nur an einigen iPad Pros gibt es schon USB 3.0). Mit USB-C sind alle Standards bis USB 4 erlaubt, müssen aber nicht verwendet werden. Apple hat sich beim iPhone 15 Pro und Pro Max für USB 3.2 Gen 2 (ehemals USB 3.1) entschieden und so klettert das theoretische Maximum auf rund 1000 MByte/s, mit USB 3.2 Gen 1 (ehemals USB 3.0) wären es etwa 500 MByte/s brutto gewesen. Ob die iPhones 15 Pro diese 1000 MByte/s erreichen, ist jedoch fraglich, denn auch die iPads waren meist in der Praxis weit vom Maximum entfernt.

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Externe Monitore lassen sich am iPad einfach betreiben. Haben sie keinen USB-C-Anschluss, benötigt man wie am MacBook einen handelsüblichen Adapter, zum Beispiel den Multiport-Adapter mit HDMI von Apple. Ausnahme sind auch hier reine Thunderbolt-Geräte wie das LG Ultra Fine 5K-Display. Als zusätzliche Display-Fläche konnten lange Zeit nur bestimmte Apps die Monitore nutzen, etwa Videoschnitt- oder Präsentationsprogramme.

Monitor-Auswahl, hier für den Mac

Bei den allermeisten Apps spiegelte iPadOS den Bildschirminhalt des iPad auf dem externen Monitor 1:1. Der Grund: Den Monitoren fehlt die Touch-Oberfläche. Mit Stage Manager hat sich das zwar bereits teilweise geändert und der externe Monitor lässt sich als erweiterte Arbeitsfläche verwenden. Dass Apple das auch am iPhone unterstützt, bleibt allerdings fraglich.

Lightning erlaubte ja bereits das Schnellladen, bei dem sich meistens der leere Akku in 30 Minuten zu 50 Prozent füllt, wenn man ein Kabel auf USB-C einsetzt. Mit der USB-C-Buchse dürften sich iPhones wie iPads auch per Power-Delivery laden lassen.

Dual Charger mit USB-C von Apple.

(Bild: Apple)

Hierfür gibt es zahlreiche Netzteile und Powerbanks vieler Hersteller. Lightning schafft am iPhone derzeit bis zu 29 Watt (iPhone 14 Pro Max), mit USB-C sind 100 Watt und mehr möglich. Ob Apple das schon jetzt ausreizt, ist nicht wahrscheinlich, da die Akkus der iPhones etwa im Vergleich zu den iPads nicht sehr große Kapazität mitbringen.

Wie bei Lightning kann man auch an USB-C über eine Kabelverbindung gleichzeitig den Akku laden und Daten übertragen, etwa an einem Dock oder Adapter. Hier ändert sich also nichts.

Mit der Umstellung auf USB-C passt so manche Peripherie wie TV-Tuner, Docks oder Musikspieler mit Lightning-Stecker nicht mehr. Langjährigen Apple-Anwendern wird das bekannt vorkommen: Beim Umstieg vom Dock-Connector zu Lightning war die Empörung groß. Dabei verkaufte Apple damals einen Adapter für die älteren Geräte.

Bisher bot Apple den USB-C auf Apple Pencil Adapter an, der aus einem Lightning-Stecker eine USB-C-Buchse macht. Um auf einen männlichen Anschluss zu kommen, muss man noch ein USB-C-auf-C-Kabel verwenden. Ganz neu im Angebot ist nun der USB-C auf Lightning Adapter für 35 Euro, der allerdings durch sein kurzes Kabel den Einsatz in kompakten Geräten stört.

Der neue „USB-C auf Lightning Adapter“ kostet bei Apple 35 Euro.

Als reiner Zwischenstecker arbeitet zum Beispiel der rund 10 Euro teure Cyoo-Adapter (CY122090), der im Test mit einem iPad-Pro Daten und Strom übertragen konnte. Allerdings funktionierte das mit manchem Kabel nicht, was aber am erhöhten Strombedarf des iPad Pro liegen kann. Wie sich das iPhone 15 an den Adaptern verhält, wird erst ein Test zeigen.

Auch beim iPhone verabschiedet sich Apple endlich vom proprietären Lightning und dem teuren, zertifizierten Zubehör. USB-C ist potenziell schneller bei der Datenübertragung und beim Laden. Zudem gibt es mehr und günstigeres Zubehör.

Leider weiß man aber nicht immer, ob es funktioniert – nur weil es passt. Ärgerlich ist der Wechsel lediglich für Besitzer bestimmter Geräte mit Lightning-Stecker. Bei Vielen wird allerdings vermutlich ein Adapter helfen können. Unterm Strich überwiegen aus unserer Sicht also die Vorteile.

Zu bedenken bleibt allerdings, dass Käufer eines iPhone 15 auf jeden Fall für ihr Netzteil, den Computer oder die Powerbank ein Kabel auf USB-C-Stecker benötigen. Verwendet man Apples iPhone-Fahrzeugintegration CarPlay, ist auch hier ein entsprechendes Kabel notwendig; je nach Auto wäre dies USB-C auf USB-C oder USB-C auf USB-A. (jes)